Ein Ernährungsplan alleine hilft Dir nicht!

Die Überschrift hieß erst „Warum ein Ernährungsplan alleine Dir meistens nicht hilft, um Deine Ernährung langfristig zu verbessern!“ Das war dann aber doch ein bisschen lang. 🙂

Zum heutigen Thema bin ich mal wieder ganz spontan gekommen durch einen Termin vergangene Woche mit einer Coaching-Klientin. Ich habe sie abends dann angeschrieben, ob ich das Learning aus unserem Gespräch mit den dazugehörigen Zahlen so weitergeben dürfe. Ich glaube nämlich, dass viele vor ähnlichen Problemen und Fragen stehen. Vielleicht ja auch Du! Sie war begeistert, das Thema für diesen Artikel und dann wohl auch eine Podcastfolge geliefert zu haben, ich verzichte aber trotzdem auf Namensnennung.

Was die meisten von einer Ernährungsberatung oder einem Ernährungsplan erhoffen

Ich möchte das Thema ein klein bisschen in einen größeren Kontext stellen. Das aufgetretene „Problem“ ist nur ein Beispiel. Ähnliche Probleme und Fallstricke können nämlich in vielfältiger Form auftreten und ich möchte Dich sensibilisieren, eben nicht zu fallen.

Viele Menschen kommen irgendwann zu der Erkenntnis, dass das bestehende Übergewicht nur angegangen werden kann, wenn an der Ernährung etwas gemacht wird. Das ist wohlgemerkt auch schon mal eine ganz wichtige Erkenntnis und damit ist man – bzw. bist Du – schon mal einen ganz entscheidenden Schritt auf dem Weg zum Erfolg gegangen. 2 häufige Fehler können jetzt hier aber auftreten:

  1. Das Projekt „Ernährung“ wird nur als temporäre Umstellung gesehen. Also etwa: „Ich mache jetzt eine Diät, bis ich bei meinem Wunschgewicht bin!“ Um den Gedanken fortzuführen: „Dann bin ich ja da wo ich bin und dann höre damit wieder auf!“ Achtung! Das wird nicht klappen, versprochen! Wenn Du nicht dauerhaft etwas änderst, wirst Du mit den alten Verhaltensweisen immer wieder zu dem selben Ergebnis kommen: Übergewicht!
  2. Man erhofft sich – hier verzichte ich jetzt explizit auf das „Du“, denn Du liest hier ja regelmäßig, bist Hörer meines Blogs und damit wissenstechnisch auf einem anderen Level – dass man nur den perfekten Plan braucht, den dann einhalten muss und so zum Ziel kommt. Achtung! Auch das wird nicht klappen! Falls Du das noch glaubst, dann lies bitte weiter (hättest Du ja eh getan, ich weiß), dieser Artikel ist dann ganz wichtig für Dich!

Wie es besser läuft… und wie ich im Coaching arbeite

Ganz klar, um das Ziel – in diesem Fall Gewichtsabnahme – zu erreiche, benötigst Du einen Plan. Damit meine ich jetzt keinen fixen Ernährungsplan mit genauen Vorgaben für Lebensmittel. So etwas kann zeitweise mal funktionieren, beispielsweise wenn ein Bodybuilder sich auf einen Wettkampf vorbereitet. Falls Du planst, das die nächsten 40 Jahre so durchzuziehen, dann überdenke das bitte nochmal. Die meisten scheitern nach wenigen Tagen.

Mit „Plan“ meine ich eine Strategie. Was muss ich jeden Tag tun, damit ich mein Ziel erreiche. Wenn ich mit Dir oder einer anderen Kundin oder einem Kunden zusammenarbeite, dann folgt diese Strategie als zweiter Schritt. Im ersten Schritt habe ich Dich kennengelernt. Deine Ziele, Deine Träume, Deine Geschichte, gesundheitliche Einschränkungen usw. Die Strategie erstellen wir dann übrigens gemeinsam.

Jetzt beginnt aber der spannende Teil, nicht nur für Dich. Ich beschreibe Coaching gerne so: „Ich zeige Dir den Weg und dann gehst Du los! Manchmal schiebe ich Dich ein bisschen an, manchmal ziehe ich Dich ein bisschen. Beispielsweise wenn Du mal wieder stehengeblieben bist und Blümchen am Wegesrand pflückst. Wenn Du vom Wege abkommst, zeige ich Dir wieder, wo dieser Weg ist und helfe Dir, auf diesen zurückzukommen. Manchmal muss man sich aber auch (gemeinsam) kurz hinsetzen, auf die Karte schauen und überlegen, ob es nicht vielleicht doch noch einen besseren Weg gibt. Oder Du überlegst Dir, dass Du doch ganz gerne zu einem anderen Ziel wandern würdest. Allgemein gilt: zu Beginn bin ich näher bei Dir, später gehst Du mehr alleine, bei Bedarf bin ich aber ganz schnell bei Dir und helfe Dir.“

Glaube mir, diese Abweichungen, Ablenkungen und Verirrungen, die ich gerade so metaphorisch umschrieben habe, die werden kommen. Bei dem einen mehr, bei der anderen noch mehr. Alleine mit dem Plan und dann „viel Erfolg dabei!“ ist es unwahrscheinlich, dass Du auf dem richtigen Weg bleibst und an Deinem Ziel ohne Probleme ankommst. Du glaubst mir nicht? Dann schau mal, wie viele schon versucht haben abzunehmen und wie viele ihr Ziel erreicht haben und dort auch langfristig geblieben sind. Wenn Du aber schaust, dann bitte nicht bei Instagram! Dort wirst Du keinen ehrlichen Querschnitt durch die Bevölkerung sehen!

Das konkrete Beispiel: wie Du die Zahlen auf der Waage falsch liest!

Die Waage, von vielen gehasst. Sie ist eines der Instrumente, mit denen man Fortschritte beim Abnehmen messen kann. Achtung: eines davon. Der Aufbau von Muskelmasse beispielsweise kann die Zahl auf der Waage hochgehen lassen, auch wenn kein neues Körperfett aufgebaut wurde. Fitter, leistungsfähiger, besserer Körper… aber die Waage sagt was anderes (wenn man nur ihr vertraut oder sie falsch liest).

Meine Klientin hatte die Aufgabe, über zwei Wochen ihre Ernährung zu protokollieren. Viele Dinge liefen schon recht gut, aber wir wollten mal ganz genau drauf schauen, wie hoch die Proteinzufuhr letztendlich genau an einem durchschnittlichen Tag liegt. Die Vermutung war übrigens recht gut, der Proteinanteil lag noch nicht ganz da, wo wir ihn gerne gehabt hätten.

An dieser Stelle habe ich das Schreiben des Artikels übrigens unterbrochen, um diesen hier zu schreiben und Dir darin zu erklären, WARUM meine Klientin und ich eigentlich mal schauen wollten, ob sie ausreichend Protein zu sich nimmt!

https://www.deistertraining.de/warum-du-deine-proteinzufuhr-hochhalten-solltest-wenn-du-abnehmen-moechtest/

Über zwei Wochen hat sie alle Lebensmittel in die App eingegeben und mir für jeden Tag 4 Werte rausgeschrieben: Gesamtkalorienzufuhr, Fett, Protein, Kohlenhydrate… und daneben hat sie ihr Körpergewicht am Morgen geschrieben (was gar nicht Aufgabe war) und meinte: das deprimiert mich schon ein bisschen, das geht gar nicht runter!

Achtung, das ist jetzt einer von diesen Momenten, von denen ich oben geschrieben habe. Wenn es nicht voran geht und sich da schon ein bisschen Frust breit macht, dann haben wir Gesprächsbedarf. Irgendwas läuft dann nicht. Der Körper ist zwar keine Maschine, aber wenn alles richtig gemacht wird, dann muss es im Durchschnitt auch voran gehen. Sporttechnisch war es aufgrund verschiedener Variablen zwar nicht ganz so gut gelaufen wie geplant, aber das ist nur übergangsweise.

Ich habe mir die Zahlen dann mal genauer angeschaut. Wie gesagt, eine Aufzeichnung über 14 Tage. 2 Wochen, das ist echt nicht viel. Da schmelzen die Fettreserven nicht kiloweise vom Körper. Wenn in einem Monat ein Viertel oder ein halbes Kilo reines Fett weg geht, dann ist das toll. Stell Dir mal beim Fleischer 500g reines Fett vor… und das verlierst Du in einem Monat! Und im nächsten vielleicht wieder!

Klar, 5 Kilo im Monat wären cooler… aber wie realistisch ist das? Und meine Klientin aus diesem Beispiel, die hat nicht gerade erst begonnen, auf ihre Ernährung zu achten. Das typische „ich verliere ganz zu Beginn sehr viel Wasser“ war bei ihr nicht zu erwarten!

In der Realität geht es aber langsamer!

Nachdem Du jetzt verstanden hast, dass keine riesigen Gewichtsverluste in nur 2 Wochen zu erwarten waren, lass uns mal einen Blick auf die Zahlen werfen: 72,8 – 72,2 – 71,8 – 71,6 – 72,0 – 72,0 – 71,6 – 72,0 – 71,6 – 71,6 – 71,4 – 71,2 – 72,0 – 71,6.

Meine Klientin meinte ja, es ginge gar nicht voran… Sie hat ja auch nicht unrecht, das Körpergewicht geht – auch das ist zu erwarten – mal hoch und mal runter. Man könnte jetzt sagen: immer so um die 72kg herum.

Damit gebe ich mich aber nicht zufrieden. Man sagt ja, dass jeder Mensch irgendwas besonders gut kann. Bei mir ist das zum Beispiel viel zu essen. 🙂 Ich habe aber – und damit kann man im Leben mehr anfangen als mit der Gabe viel zu essen – ein recht gutes Zahlenverständnis in die Wiege gelegt bekommen. Ich war der kleine Streber, der in der Grundschule beim Kopfrechnen immer der schnellste war und der Verkäuferin im Laden wenn’s nur wenige Produkte sind den Betrag auch mal centgenau hinlegt… bevor sie die Summe nennt. Falls es Dich tröstet: dafür bin ich in anderen Dingen besonders schlecht.

Ich schaue mir also diese Zahlen an und überschlage im Kopf. Was mir sofort auffällt: da ist eine Entwicklung zu erkennen.
1. Woche: Durchschnittgewicht 72,0kg. 2. Woche: Durchschnittsgewicht 71,62kg. Noch deutlicher wird es, wenn man auf die ersten und die letzten 5 Tage schaut: 72,08kg im Vergleich zu 71,56kg.

Denk nochmal an das, was ich kurz vorher erklärt habe. Das sind nur 14 Tage und die Ausgangslage war jetzt nicht so, dass wir mit gigantischen Wasserverlusten hätten rechnen können. Und wenn Du mit gigantischen Fettverlusten rechnest, dann fang bitte nochmal von vorne an und hör Dir alle Podcastfolgen an und lies alle Blogartikel… mehrmals!

Hier ist also eine ganz klare Entwicklung zu sehen! Meine Kundin hatte sie auf den ersten Blick nicht gesehen! Als ich sie drauf hinwies und ihr das vorrechnete, dann schwand die Enttäuschung auch ganz schnell. Sie hatte viel richtig gemacht und auch Fortschritte… und die Geheimwaffe „mehr Sport und Bewegung“ wenn die Umstände es 2 oder 3 Wochen später wieder erlauben würden, die hatten wir ja immer noch!

Weiter geht’s!

Die schlechte Stimmung bezüglich des Gewichts war bei meiner Klientin verflogen und Motivation, weiterzumachen. Später am Tag erwähnte eine andere Kundin sie übrigens, ohne dass ich sie erwähnt hätte: „Die XY, die nimmt ja voll ab. Die find ich jetzt voll doof! (*Lachen“, das war als Witz gemeint) Das kann man bei ihr schon richtig sehen!“

Während eine andere Person an Dir bereits gute Fortschritte erkennst bist Du eventuell kurz davor hinzuschmeißen, weil Du die Zahlen auf der Waage missinterpretierst!

Genau 5 Tage später bekam ich dann übrigens überglücklich ein Foto der Waage zugeschickt. Diese hatte zum ersten Mal 70,6kg angezeigt.

Wissensvermittlung und Planerstellung, das nimmt ab einem gewissen Punkt der Zusammenarbeit einen immer kleineren Teil der Coachingstunden ein. Genau deshalb ist ein Plan alleine meist aber auch nicht ausreichend, um das Ziel zu erreichen!

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