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Es geht mal wieder ums Abnehmen! Heute gibt es aber keine Tipps wie Du abnimmst, keine Tipps und Tricks wie Du es am besten machst oder wie Du Fallen umgehst. „Fallen“ könnte man dabei als die Gefahren auf dem Weg interpretieren oder als das Hereintreten in diese, das Stolpern, aus dem Tritt kommen und zu Boden stürzen. Ich meine keins von beiden!
Heute kümmern wir uns um das „Warum“! Warum solltest Du eigentlich eigentlich abnehmen?
Ok, die Antwort „weil ich zu dick bin!“ war gut. Sie könnte auch schon Teil der Antwort sein…
Vorneweg sollten wir vielleicht einmal klären, was als übergewichtig angesehen wird. Als übergewichtig mit Gesundheitsrisiko wohlgemerkt. Der BMI (Body Mass Index), der oftmals noch als Kriterium herangezogen wird, hat starke Schwächen. Heutzutage wird immer mehr auf den Bauchumfang, gemessen in Höhe des Bauchnabels, geschaut. Dieser sollte bei Frauen unter 80cm liegen, darüber gilt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen als erhöht, über 88cm gar als stark erhöht. Bei Männern liegen diese Werte bei 94 und 102cm.
Du hast noch nie gemessen und keine Ahnung, wo Dein Bauchumfang liegt? Achtung! das könnte jetzt ein kleiner Schock werden für Dich! Mein Bauchumfang – ich habe gerade eben gemessen – liegt bei etwa 85cm… und dabei sehe ich meine Bauchmuskeln recht gut. Um in den Bereich „gesundheitsgefährdend“ zu kommen, müsste ich da gar nicht so viel zulegen. Die paar Zentimeter sind auch keine große Kugel. Das was Du als „Bierbauch“ bezeichnen würdest, das liegt schon irgendwo bei 120cm+. Ich habe jahrelang im Rahmen von Eingangstests im Fitnessstudio Bäuche vermessen (klingt irgendwie komisch, hehe) und es waren viele stattliche Exemplare dabei. Der ein oder andere Bauch ist dann im Laufe der Zeit übrigens auch kleiner geworden oder verschwunden, einige der Trainierenden haben es dann später auch als augenöffnend bezeichnet, im Rahmen dieser Analyse wirklich einmal auf die Risiken hingewiesen worden zu sein. Für viele war es bis dahin eher ein optisches Ding.
Für viele ist dieses Optische der primäre Grund, mit dem Training zu beginnen. Für mich als Trainer steht als allererstes immer der Wunsch des Klienten. Wenn jemand mich engagiert, dann möchte diese Person damit ja etwas erreichen. Was genau, das kann sehr vielseitig sein. Der eine möchte Muskeln aufbauen, eine andere vielleicht einfach „nur“ regelmäßig Sport machen, weil es alleine nicht klappt, der nächste liebt die Abwechslung oder den Extraarschtritt… und viele möchten abnehmen. Manchmal muss ich auch bei der Zieljustierung helfen. Manchem ist gar nicht genau bewusst, was er möchte oder warum er es möchte. Manchmal sind Ziele auch illusorisch (selbst wenn ich ein Anhänger von langfristig hochgesetzten Zielen bin) und teils sogar ungesund. Dort greife ich dann ein.
Beim Abnehmen kommt ein weiterer Aspekt hinzu. Viele wollen abnehmen, damit sie schlanker aussehen. Attraktiver sein, sich besser fühlen, mehr Selbstvertrauen, gesünder…
Gesünder??? Jetzt wird es hier richtig interessant! Natürlich könnte man sagen: „Wenn Du ein paar Kilo abnimmst, dann ist das besser für Deine Gesundheit, weil blablabla…!“ Das „blabla“ soll jetzt nicht abwertend klingen, dort könnte man so viele Dinge einsetzen, die richtig und wichtig sind. Wenn Du das bisher aber gewusst hast und trotzdem nicht ins Handeln gekommen bist, dann sollten wir vielleicht mal Variante B ausprobieren, das ist die unbequeme, die man vermeidet…
Es klingt natürlich besser, dass es gesund sei, abzunehmen… aber mal ganz ehrlich, genau genommen bedeutet das ja nur, dass das Übergewicht, welches viele Menschen mit sich herumschleppen ungesund ist. Ungesund? Was bedeutet das?
„Ungesund“ ist erstmal als solches ein Begriff, der mit wenig Leben gefüllt ist. Zuviel Zucker ist ungesund, zu wenig Sport ist ungesund, zu viel Bier ist ungesund…
Bei Übergewicht und „ungesund“ sprechen wir aber nicht von einem Begriff, der ohne Auswirkungen bleibt. Starkes Übergewicht, die so genannte Fettsucht/ Fettleibigkeit (Adipositas) ist Teil des metabolischen Syndroms. Die vier Faktoren des metabolischen Syndroms sind Bluthochdruck, hohes Cholesterin, erhöhter Blutzucker und eben Adipositas. Jeder einzelne dieser Faktoren alleine genommen erhöht Dein Risiko für Gefäß- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Treten mehrere auf, erhöht sich das Risiko. Ein alleiniges Auftreten dieser Risikofaktoren ist übrigens unwahrscheinlich, zumindest wenn Übergewicht, wenig Bewegung und schlechte Ernährung die Grundlage sind und nicht beispielsweise eine Autoimmunerkrankung für Diabetes Typ 1 oder Bluthochdruck. Hast Du das eine, sind die anderen meist nicht weit weg… oder schon da.
Um es mal ein klein bisschen einfacher zu formulieren: hast Du starkes Übergewicht, erst recht als Mann mit dem gefährlichen Bauchfett, so ist Deine Wahrscheinlichkeit beispielsweise einen Herzinfarkt zu erleiden größer als wenn du schlank bist. Ja, auch schlanke Menschen können einen Herzinfarkt haben und ich kenne solche Fälle auch… aber jeder Zentimeter Bauchumfang macht die Wahrscheinlichkeit größer. Natürlich sprechen wir von Wahrscheinlichkeiten und nicht von Gewissheiten… aber das sollte eigentlich auch reichen als Argument!
Du bist dick und fühlst Dich von mir gemobbt, weil ich das so klar schreibe? Brr, ruhig, komm runter… gerade wenn Du ohnehin schon Bluthochdruck hast, musst Du Dich nicht noch extra aufregen! 😉
Nein, ich möchte niemanden mobben und wenn Du weiterliest, wirst Du auch verstehen, was ich meine.
Als ich damals als Trainer angefangen habe stand bei mir die Leidenschaft dahinter, selbst Sport zu betreiben. Diese Leidenschaft habe ich in all den Jahren zwar nicht verloren, aber meine Motivation und meine Herangehensweise an meine Arbeit hat sich – wie ich im Nachhinein erkenne ohne dass ich das geplant hätte – verändert.
Früher habe ich zum Sport angeleitet. Wer wollte, wer also Bock hatte, der kam mit meinen Trainingsplänen und auch mit den Ernährungstipps wohl gut voran. Wer es nicht umgesetzt hat, der wollte halt nicht wirklich.
Im Laufe der Jahre habe ich aber erkannt, dass ein guter Trainer weit mehr ist als ein Planersteller. Es ist nicht nur das „was“ interessant, also der Plan, sondern noch viel wichtiger das „wie“. Es liegt zu einem nicht geringen Teil in meinen Händen, ob Du als mein Klient auch in die Umsetzung kommst. Es gilt natürlich weiterhin, dass Du auch wirklich wollen musst, aber es gibt viele kleinere und größere Rädchen, an denen ich schrauben kann, damit die Wahrscheinlichkeit der Umsetzung größer wird. Nicht nur die Wahrscheinlichkeit der Umsetzung, auch die Wahrscheinlichkeit der erfolgreichen Umsetzung.
Zum anderen habe ich aber auch gelernt, wie wichtig Gesundheit ist und wieviel Einfluss Du auf diese selber hast. Mehr Sport und Bewegung, bessere Ernährung, dadurch kein oder weniger Übergewicht. Ja, das kann man in der Apothekenrundschau, in der Men`s Health und auch in der Fernsehzeitschrift lesen. Ich habe es aber an vielen Menschen gesehen und teilweise war ich an diesen Prozessen beteiligt (was schon ein tolles Gefühl ist).
Wenn ich jetzt also mit dem Finger auf Deinen Rettungsring zeige (und mal ganz ehrlich, hieß es nicht, dass jeder sich nur einen Rettungsring nehmen sollte? 😉 ) und Dir in die Augen schaue, dann ist es auch mit diesem Gedanken im Hinterkopf: das ist verdammt ungesund (für DICH) und ich hätte zu einem gewissen Maße die Fähigkeiten, Dir dabei zu helfen, den Mist loszuwerden.
Über eine Sache habe ich jetzt noch gar nicht geschrieben, nämlich über Deine Familie. Relativ häufig kontaktieren mich nämlich auch Familienangehörige, die sich Sorgen um ihre Liebsten machen. Die Ehefrau, der Bruder, der Vater, … sie sprechen mich dann an, ob ich nicht mal mit der Person reden könne. Bei gewissen Dingen bin ich sofort raus, ich kann beispielsweise keine Essstörungen bei jungen Damen behandeln. Ich bin Trainer, kein Arzt oder Psychologe. Beim Thema Übergewicht könnte ich oft helfen, aber auch hier ist es Voraussetzung, dass die Person es selber möchte.
Falls Du diese Person bist, mach vielleicht mal einen Spaziergang und denk drüber nach. Ohne Kumpels, ohne Musik auf dem Ohr, nur für Dich. Starkes Übergewicht ist weit mehr als nur unschön in der Badehose und vielleicht solltest Du dieses Problem wirklich mal angehen. Für Dich und für Deine Familie!
Falls Du wirklich starkes Übergewicht hast (übrigens: was manche als ein bisschen ansehen ist sehr starkes Übergewicht! 😉 ) und weit weg bist vom Normalgewicht, so habe ich eine gute Nachricht für Dich: auch wenn „Normalgewicht“ für Dich weit weg ist, das ein sehr, sehr langer Weg wäre und Du vielleicht auch nie in den komplett grünen Bereich kommen solltest… jeder Zentimeter weniger an Bauchumfang senkt Dein Gesundheitsrisiko. Oder, um jetzt wieder weg von der negativen Formulierung zu kommen: Jeder Zentimeter weniger ist gut für Deine Gesundheit!
Wenn Du Hilfe benötigst, dann melde Dich. Ich kann Deinen Bauch nicht wegzaubern, leider! Was ich aber sehr gut kann, ist Menschen mit einem Ziel zu helfen, dieses auch zu erreichen! Ist das leicht? Vermutlich nicht! Aber in diesem Fall, nämlich Deiner Gesundheit, ist es ein so lohnenswertes Ziel, dass mit Geld nicht aufzuwiegen ist!