Schritte zählen? So ein Quatsch!

Vor einiger Zeit habe ich auf meinem Instagram-Account einen Screenshot hochgeladen! Die App gratulierte mir zu 12143 Schritten! Tada!!!

Spazierengehen? Und dann auch noch die Schritte zählen? Mit einer App?

Ich muss zugeben, dass ich vor einigen Jahren darüber gelacht hätte, erst recht wenn es mit meiner Person in Verbindung gebracht worden wäre. ICH doch nicht!

Habe ich geschrieben „hätte“? Das stimmt nicht, denn ich HABE darüber gelacht und leiste nun mit diesem Artikel Abbitte!

Warum überhaupt Spazierengehen/ Walken/ Schritte machen? Ein klein bisschen muss ich ausholen, damit Du verstehst, wie abstrus das für mich vor einigen Jahren noch klang.

Ich erlebte meine sportliche Sozialisierung in jungen Jahren als Zehnkämpfer. Wirklich zu großem Ruhm habe ich es dabei zwar nie gebracht, aber bei einem Zehnkampf geht es auch vielmehr darum, ihn zu Ende gebracht zu haben, mit allen Höhen und Tiefen. Guten Disziplinen folgt oft eine, bei der man Punkte liegen lässt. Bestleistung auf Bestleistung, das klappt normalerweise nur bei Anfängern. Und geht ein Zehnkampf in die Hose, hängt Dir das lange nach. Im Jahr absolviert man 2, maximal 3 Zehnkämpfe. Es gibt nicht nächste Woche das Spiel zur Wiedergutmachung.

Aus dieser jugendlichen und leistungssportlichen Sichtweise beginnt Sport bei flottem Laufen, „Joggen“ war für meinen Zehnkampftrainer ein Schimpfwort, wobei er es nicht wirklich böse gemeint hat. Ungefähr so böse vielleicht wie „Wenn Zehnkampf leicht wäre, würde es Fußball heißen!“ Diesen Seitenhieb auf unseren Sport (oft auch nur TV-Sport) Nummer 1 gibt es ja quasi von jeder Randsportart als T-Shirt zu kaufen.

25 Jahre nach meinem letzten Zehnkampf ist es nun also so weit, ich zähle meine Schritte mit Hilfe einer App. Viel schlimmer: ich halte dies für immerhin so bedeutend, dass ich einen Blogbeitrag darüber schreibe. Also „bedeutend“ jetzt in dem kleinen Rahmen, in dem ich Trainierenden wie Dir bei ihrer Zielerreichung zu helfen versuche.

Der Durchschnittsdeutsche heutzutage bewegt sich zu wenig, viel zu wenig. Was für Deutsche gilt, das gilt auch für die Menschen aller industrialisierten Staaten. Nicht missverstehen, ich sehe es durchaus als positiv an, dass wir heutzutage nicht mehr so arbeiten müssen wie die Menschen vor einigen Generationen. Diese mangelnde Bewegung bringt aber einiges an Nachteilen mit sich. Dies wird verstärkt durch die leichte Verfügbarkeit an Kalorien/ Nahrungsmitteln. Wenig Sport/ Bewegung + mehr an Kalorien = weniger Muskeln, mehr Fett und potentielle sowie unmittelbar eintretende Gesundheitsbeschwerden.

Mein erster Rat ist immer: 2x die Woche Krafttraining, notfalls reichen auch 30 Minuten, damit kann man viel erreichen. Ein bisschen mehr ist natürlich besser.

Zudem aber: beweg Dich! Neben diesem Krafttraining solltest Du auch in den Alltag Bewegung einfließen lassen: geh mehr zu Fuß, fahr Rad, steig die Treppe… All dies tut Deinem Körper gut und kann im Regelfall auch vom Unsportlichen begonnen und nach und nach gesteigert werden.

„Ach, dann geh ich lieber Laufen!“ Siehe oben, der Zehnkämpfer in mir unterschreibt das gerne und hat nicht der legendäre Emil Zatopek gesagt „Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft!“? (Falls du Emil Zatopek nicht kennst, bitte googeln und danach hier weiterlesen!) Zatopek, die „tschechische Lokomotive“, hatte sicher recht was das Laufen als natürliche menschliche Fortbewegungsform angeht. Bestimmt hätte er das Laufen aber vor allem gesunden und normalgewichtigen Menschen empfohlen. Hier liegt nämlich das Problem bzw. bei vielen Menschen eine Fehleinschätzung vor. Laufen ist für viele Unfitte eben gerade NICHT der Sport um fit zu werden. Vielmehr sollte man erstmal fit werden, um ohne Probleme mit dem Laufen beginnen zu können. Starkes Übergewicht und Laufen, das ist nicht die beste Kombi. Oder um auf Zatopeks Aussage Bezug zu nehmen: ein stark übergewichtiger Vogel würde auch nicht von der Startbahn abheben.

Flott Spazierengehen, das wiederum ist viel weniger Belastung für den Bewegungsapparat. Selbst wenn Du es in den letzten Jahren hast schleifen lassen, mit Spazierengehen oder wie auch immer Du es nennen möchtest kannst Du viel besser Deinen Einstieg in ein leichtes Herz-Kreislauf-Training schaffen. Für das Fahrrad gilt ähnliches, fürs Schwimmen auch.

Verbrennt man beim Laufen nicht deutlich mehr Kalorien als beim Spazieren/ Wandern/ Walken? Ja, mehr… aber nicht so viel mehr wie man es vermuten würde. Zudem kann man, so man möchte, auch deutlich weiter gehen… oder abends nochmal ne kleine Runde raus… oder morgen vielleicht schon wieder. Beim Laufen ist der Einsatz, wenn man Überlastungen vermeiden möchte, doch ein bisschen beschränkter.

Nicht nur für den Sporteinsteiger ist der flotte Schritte zu empfehlen, auch für ambitioniertere Sportler. Ok, mein Kugelstoßergebnis kann ich damit nicht verbessern, mein Kreuzheben auch nicht… aber in der Diät beispielsweise, da macht das Sinn! Wenn ich vor der Wahl stehe, weitere 500kcal einzusparen indem ich weniger esse oder vielleicht doch eher 500kcal mehr zu verbrennen indem ich mich mehr bewege… rate mal!

Kommen wir zur App. Ich weiß noch nicht, ob ich sie jetzt jahrelang einsetzen werde, aber sie hat ihre Wirkung schon gehabt! Ich bin nun wahrlich niemand, der unbegründet eine Trainingseinheit ausfallen lässt. Was gemacht werden muss, das mache ich auch. Trotzdem: fast täglich motiviert mich diese App, in der Mittagszeit durch den Ort zu schlendern, ein paar Meter extra zu machen oder abends vor den Tagesthemen das Sofa nochmal zu verlassen, nur um mein Tagesziel zu erreichen. Crazy, oder?

Die App belohnt beispielsweise, wenn man etwas mehrere Tage in Folge macht. Klingt albern? Ist es nicht! Ich bin ein riesiger Freund von Routinen und Gewohnheiten. Was ich aus Gewohnheit regelmäßig mache und nicht wieder stoppe, das bringt mich mehr voran als diese eine Trainingseinheit im Urlaub, wo ich mehr Zeit habe als sonst und noch extra Übungen absolviere. Solche so genannten „Habit Streaks“ aufzuzeichnen ist für viele motivierend… auch für mich!

Los geht`s: Schuhe an, Schrittzähler an und Podcast oder Hörbuch aufs Ohr… gerne über das Thema „Zehnkampf“. Erzähle mir gerne, wie es bei Dir läuft… oder geht!

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